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Leseförderung

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1. Was ist Lesen?

Gemäß der internationalen Forschungsliteratur verstehen wir Lesen als aktive, durch den Leser oder die Leserin gesteuerte Informationsverarbeitung, d.h. die Informationen liegen nicht einfach zur Entnahme im Text bereit, sondern müssen vom Leser gedanklich erarbeitet werden.

Beispiel 1:

Peter liest den Text im Lesebuch recht schnell vor und bemüht sich teilweise auch um eine richtige Betonung. Als die Lehrerin ihm eine recht inhaltliche Frage zum Text stellt, kann er diese nur sehr oberflächlich beantworten. Seine Augen irren im Text umher, auf der Suche nach einer Textstelle, die ihm bei der Beantwortung der Frage helfen könnte.

Beispiel 2:

Max liest zunächst leise die Überschrift des Lesebuchtextes. Er lacht und wird neugierig auf den Text. Anschließend überfliegt er den Text zuerst mit den Augen, nimmt Schlüsselwörter der Textabschnitte wahr und gleicht sie mit seiner Leseerwartung ab. Dann beginnt er leise den Text zu lesen. Ab und zu wandern seine Augen im Text zurück und er vergewissert sich des bisher Gelesenen. 
Anschließende inhaltliche Fragen seiner Lehrerin zum Text kann Max konkret beantworten. Darüber hinaus kann er Schlussfolgerungen aus dem Gelesenen für sich ziehen und einen eigenen Standpunkt formulieren.

Insbesondere die PISA-Studie belegte, dass ca. ein Viertel der 15-Jährigen in Deutschland kaum über Lesestrategien verfügt und selbst einfachste Informationen einem Text nicht oder nur schwer entnehmen kann (Beispiel 1).
Die IGLU-Studie zeigte hingegen, dass die deutschen Grundschulkinder am Ende ihrer Grundschulzeit in ihrer Lesekompetenz international vergleichsweise gut abschneiden und die Anzahl echter Risikokinder gering ist. Allerdings bedarf ein Drittel des vierten Jahrganges nach dem Übergang in die Sekundarstufe I weiterhin einer systematischen Leseförderung. Diese Kinder können bereits einfache Informationen einem Text entnehmen und befinden sich auf der Lesekompetenzstufe 2, entwickeln sich jedoch scheinbar in ihrer Lesefertigkeit in den nachfolgenden Schuljahren der Sekundarstufe I nur wenig weiter. 
Die gezielte Förderung von Lesestrategien haben wir uns daher verstärkt in unserem Unterricht zur Aufgabe gemacht (Gute Leser wenden solche Strategien an – siehe die obigen Beispiele). 
Im Leseunterricht der einzelnen Jahrgangsstufen wird ein gezieltes Lesetraining, welches Lesestrategien vermittelt und übt, einbezogen. 
Die Fähigkeit zur Nutzung von Lesestrategien macht jedoch Lesekompetenz alleine nicht aus. Um sich zu einem kompetenten Leser entwickeln zu können, müssen wir unseren Kindern zudem ermöglichen,

  • eine stabile Lesemotivation und eigene Leseinteressen auszubilden,
  • innere Vorstellungsbilder beim literarischen Lesen zu entwickeln und diese auch zu verschriften,
  • über Gelesenes alleine und gemeinsam nachzudenken und sich hierüber auszutauschen.

Ein vielfältiges Angebot altersgemäßer und vom Leseschwierigkeitsgrad her unterschiedlicher Kinderliteratur (und zwar sowohl in den einzelnen Klassen als auch in einer Schülerbibliothek), welches für Kinder sowohl ansprechend als auch interessant ist und neben Informationen und Fakten auch Ideen, Wertvorstellungen und kulturelle Inhalte vermittelt, ist für eine erfolgreiche Leseförderung unerlässlich. Hierdurch können Kinder sich im Laufe der Zeit ihre eigene Welt und neue Lebensbereiche erschließen.

2. Ziele gemeinsamer Leseförderung in Elternhaus und Schule

Die Chancen unserer Schulkinder, gute „Leser“ zu werden, hängen nach übereinstimmenden internationalen wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen von ihren jeweiligen Lebensumständen ab. Sowohl ihre Eltern als auch wir als Grundschule tragen hierfür eine besondere Verantwortung. Unser gemeinsames Ziel sollte es sein, jedem Kind bis zum Ende der Grundschulzeit folgende Erfahrungen zu ermöglichen:

  • Lesen ist etwas Aufregendes
    (Ich kann Neues, Spannendes erfahren.).
  • Beim Lesen bin ich mitbeteiligt
    (Ich denke voraus, entdecke etwas, finde eine Lösung).
  • Lesen macht Spaß
    (Ich kann ein ganzes Buch lesen, erlebe Spannung, vertreibe mir Langeweile.).
  • Lesen führt zu eigenem produktiven Tun
    (Ich kann zu dem Gelesenen kreativ und produktiv werden, indem ich male, schreibe, bastele, spiele.).
  • Durch Lesen kann ich in neue Welten eintauchen
    (Ich reise in Phantasiewelten, in andere Länder und Lebenswelten. Ich schlüpfe in eine andere Person und erlebe etwas aus ihrer Sicht.).
  • Lesen kann auch langweilig sein
    (Ich muss ein Buch nicht weiterlesen, wenn es mich nicht in seinen Bann zieht, sondern kann mir ein anderes Buch auswählen).

(in Anlehnung an A. Wedel-Wolff)

3. Wie können Eltern das Leseinteresse ihres Kindes wecken und eine positive Leseentwicklung im Verlauf der Grundschulzeit unterstützen?

Sie helfen Ihrem Kind

  • durch aktives, interessiertes, eigenes Lesen (Vorbildcharakter).
  • durch häufiges Vorlesen in ruhiger, gemütlicher Atmosphäre aus Bilderbüchern oder Kinderbüchern, deren Themen das Kind interessieren (Kinder, denen im Kindergartenalter nicht bzw. nur wenig vorgelesen wurde, zeigen häufig Entwicklungsverzögerungen beim Schreiben- und Lesenlernen im ersten Schuljahr.).
  • indem Sie Ihrem Kind vorlesen, solange und so oft es danach verlangt.
  • indem Sie sich beim Lesen mit Ihrem Kind abwechseln (eine Seite/einen Abschnitt liest das Kind und eine Seite/einen Abschnitt liest das Elternteil); des hilft KIndern, die noch sehr langsam lesen beim Erlesen eines längeren Textes.
  • indem Sie mit Ihrem Kind auch das laute, betonte Vorlesen üben. Nutzen Sie hierfür eher Texte aus dem Lesebuch.
  • durch Kauf oder Ausleihe von Kinderbüchern nach Interessen/Vorlieben des Kindes;
  • durch regelmäßige gemeinsame Besuche in der Stadtteilbibliothek oder in Buchhandlungen;
  • durch den Besuch von Autorenlesungen für Kinder;
  • durch tatkräftige Unterstützung und Aufgreifen aller Lesefördermaßnahmen der Schule.

 

4. Wie fördern wir als Grundschule die positive Leseentwicklung unserer Schülerinnen und Schüler?

In Anlehnung an die PISA-Studie setzen wir neben der kognitiven Dimension der Lesekompetenz mit der Bildung von Lesemotivation einen zweiten wichtigen Schwerpunkt in der Leseförderung.
Es soll dabei die Fähigkeit ausgebaut werden, schriftsprachliche Texte als etwas Bedeutungsvolles wahrzunehmen, ihnen positive Leseerwartungen entgegenzubringen, Ausdauer zu fördern und das Bedürfnis nach Verstehen aufrecht zu erhalten.
Lesen muss als sinnvolle Tätigkeit erlebt werden, um ein Leseinteresse aufbauen zu können.
Die Motivation zum Lesen ist somit ein Teil der Lesekompetenz. 
Beim Aufbau einer „Lesekultur“ berücksichtigen wir ebenfalls emotionale Faktoren. Die Kinder erhalten die Möglichkeit, Texte bedürfnisbezogen auszuwählen, um eigene Erfahrungen und Gefühlserlebnisse mit dem Lesen zu verbinden und diese zu genießen.

Im Unterricht und in der Klasse

Vorlesen (ab Klasse 1)
Die Lehrerin liest regelmäßig aus einem Buch vor. So lernen die Kinder ein Spektrum klassischer und moderner Kinderbücher kennen.

Klassenlektüre (ab Ende Klasse 1)
Jede Klasse wählt 1-2mal im Jahr oder öfters ein Buch zur gemeinsamen Lektüre aus. Gleichzeitig wird ein Lesebegleitheft bearbeitet, in welchem die Kinder sich individuell mit dem literarischen Text auseinander setzen, Verstehensfragen klären und eigene Stellungnahmen zum Text entwickeln.

Klassenbücherei (ab Klasse 1)
Mit Hilfe von Eltern und Mitteln des Fördervereins wurden langfristig in allen Klassen kleine Klassenbüchereien (auch Bücherkisten der Bibliothek) eingerichtet werden. Hier können Kinder in freien Lesezeiten individuell lesen. Zu den gelesenen Büchern kann ein Lesepass geführt werden.

Antolin-Internet-Leseportal (ab Klasse 1)
Im Antolin-Internet-Leseportal sind zu sehr vielen Kinder- und Jugendbüchern Lesequiz aufrufbar, teilweise in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Sobald ein Kind von seiner Lehrkraft seinen Nutzernamen und sein Kennwort erhalten hat, kann es zu jedem gelesenen „Antolin“-Buch die entsprechenden Lesequizfragen beantworten und mit jeder richtigen Antwort Punkte sammeln. Beim Erreichen einer zuvor festgelegten Punktzahl erwirbt das Kind eine Leseurkunde. Zugang zu Antolin erhält das Kind, sofern sein Klassenraum über einen Internetanschluss verfügt, in der Schule oder am häuslichen Internet-PC.

Lesetagebuch (ab Mitte Klasse 2)
Die Arbeit mit einem Lesetagebuch sollen alle Kinder unserer Schule als Möglichkeit kennenlernen, sich selbstständig mit einem Buch auseinander zu setzen. In ihr Lesetagebuch schreiben, zeichnen und gestalten sie ihre Eindrücke, Gedanken und Entdeckungen bei der Lektüre.

Klassenleseliste (ab Klasse 3) optional oder ggf. auch verpflichtend für einzelne Kinder
Die Klassenlehrerin/der Klassenlehrer stellt eine Bücherliste mit bis zu 10 Büchern für die Klasse zusammen. Aufgabe der Kinder ist es, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes 5 oder mehr Bücher von der Liste auszuwählen, diese zu lesen und anschließend im Lesetagebuch sowie im Internet-Leseportal Antolin zu bearbeiten. Es hat sich bewährt, wenn jedes Kind zwei Bücher der Liste anschafft und dann mit anderen Kindern Bücher austauscht. Insbesondere die indviduelle Leistung in der Führung des Lesetagebuches fließt in die Bewertung der Leseleistung mit ein.

Leseeltern/-großeltern   – gemeinsames Lesen (ab Klasse 1)
Leseeltern begleiten 1 x wöchentlich das gemeinsame laute Erlesen eines Buches und führen mit der Kindergruppe (4-5 Kinder) kurze Verstehensgespräche zum Text.

Leseeltern– individuelles Lesen (ab Klasse 1)
Leseeltern begleiten das individuelle Lesen der Kinder insbesondere in den Jahrgangsstufen 1 und 2, helfen über Lesestolperstellen hinweg und fördern durch gezielte Fragen zum gelesenen Textabschnitt das Leseverstehen der Kinder. Hierdurch kann eine günstigere Passung vom Leseanspruchsniveau des Buches zu den Lesefertigkeiten des einzelnen Kindes erzielt werden als in einer Kindergruppe. Gleichzeitig hat das Kind hier die Möglichkeit, bei der Buchauswahl seinen eigenen Leseinteressen zu folgen. Besonders wichtig ist uns hierbei, für das Kind eine Lesemöglichkeit zum stillen Lesen zu schaffen. Das eigene laute Vorlesen behindert bei vielen Leseanfängern die Sinnentnahme. Beim individuellen Lesen liest jedes Kind leise. Nur gelegentlich wird es hier von einer Lesemutter oder der Lehrerin begleitet.

 

Im Schulleben

Schülerbücherei mit freier Lesezeit und zukünftiger Ausleihe
Zum Hauptartikel „Schulbücherei“

Abend rund um’s Buch (optional)
Einmal jährlich werden an einem „Abend rund um’s Buch“ im November von einer Buchhändlerin (Kleiner Laden, Bonn) aktuelle Neuerscheinungen der Kinderliteratur und aus dem Sachbuchbereich gezielt für Kinder und Eltern der 3. und 4. Schuljahre vorgestellt.

Thematische Buchausstellungen des „Kleinen Ladens, Bonn“ im Rahmen unserer Projektwochen (optional)
Zu den im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Projektwochen wird jeweils eine Buchausstellung veranstaltet, welche Lesematerial zum Projektthema anbietet.

Autorenlesung
Ein- bis zweimal im Laufe seiner Grundschulzeit soll jedes Kind unserer Schule die Gelegenheit erhalten, eine Kinderbuchautorin/einen Kinderbuchautor im Rahmen einer Autorenlesung kennenzulernen und Einblick in ihr/sein Werk zu erhalten.Hierzu findet in der Regel im Herbst eines jeden Schuljahres eine Autorenlesung statt.

Vorleseaktionen „Große lesen für Kleine“

  • Im November lesen anlässlich der Vorleseaktion “Große lesen für Kleine” ältere Schüler oder Großeltern in allen Klassen unserer Schule aus Kinderbüchern vor.
  • Kinder der dritten und vierten Klassen üben gezielt Vorlesetechniken an ausgewählten Texten. Anschließend lesen sie Kindern der ersten Schuljahre oder Kindergartenkindern vor.

Vorleseaktion rund um den Welttag des Buches: „Vorlesen an besonderen Orten“
Persönlichkeiten aus dem Raum Niederkassel oder überregional lesen unseren Kindern in der Schule oder an besonderen Orten wie z.B. im Rathaus, im Wasserwerk, im alten Lülsdorfer Turm aus ausgewählten Kinderbüchern vor.

Projektwochen
Mindestens einmal im Laufe seiner Grundschulzeit soll jedes Kind unserer Schule die Gelegenheit erhalten, an einer Projektwoche teilzunehmen, deren Schwerpunkt im Bereich der Leseförderung liegt.

Kooperation mit der Stadtteilbücherei:

  • Bibliotheksbesuche der Klassen in der Stadtteilbücherei Niederkassel mit Einführung
  • Besuch von dort angebotenen Lesungen
  • Mitarbeit der Bibliothekarin im offenen Ganztagsbereich

Buchausstellungen in der Vitrine
Wechselnde Buchvorstellungen und Ausstellungen in der Vitrine im Foyer geben Anregungen und stellen die Ergebnisse einer Arbeit mit dem Buch aus einer Klasse vor.

5. Mit welcher Methode lernen unsere Erstklässler das Lesen- und Schreibenlernen?

Bereits bei der Überprüfung der Schulneulinge im Rahmen des Einschulungsverfahrens sowie in den ersten Schulwochen beobachten wir die Kinder im Hinblick auf ihre Vorläuferkompetenzen für das Lesen- und Schreibenlernen. In einem in den ersten Schulwochen einsetzenden Förderkurs führen wir mit betroffenen Kindern ein Training zur Förderung der phonologischen Bewusstheit durch, um sie in diesen Kompetenzbereichen zusätzlich zu fördern. 
Der Anfangsunterricht im Lesen- und Schreibenlernen wird nach einem integrativen Schrifterfahrungsansatz durchgeführt, in welchem Schreib- und Leselernangebote aufeinander bezogen sind und zeitgleich erarbeitet werden.
Hierbei dient dem Kind die Anlauttabelle beim freien Schreiben als Verschriftungshilfe, indem zum abgehörten Laut der passende Buchstabe gefunden und aufgeschrieben wird. Gleichzeitig kann die Anlauttabelle auch Lesehilfe sein, indem beim Erlesen von Wörtern, deren Buchstaben bekannt sind, der passende Laut auf der Tabelle gefunden wird. Durch eine Vielzahl von Übungen im Umgang mit der Anlauttabelle schreiben die Kinder schon recht bald erste Wörter lautorientiert auf. Gleichzeitig wird jeder Buchstabe systematisch als Buchstabe der Woche erarbeitet, und es werden wichtige Leseverfahren eingeführt. So wird Lesen und Schreiben eng miteinander verknüpft.
Jeder Erstklässler schreibt gemäß seinem eigenen Entwicklungstempo lautorientiert zunächst einzelne Wörter, dann kleine Sätze oder Texte auf und beginnt mit seinen ersten eigenständigen Leseversuchen. Hierbei durchläuft er ein Angebot von Leseheften mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad und erschließt sich dieses in seinem individuellen Lesefortschritt. Dies wird im Lesepass dokumentiert. Aufgabe der Lehrerin ist es hierbei, jedem Kind zum richtigen Zeitpunkt das richtige Leseangebot zu machen.
So wird die Freude über die eigene Könnenserfahrung geweckt und eine innere Lesemotivation entwickelt. Schneller lernende Kinder arbeiten sich so rasch zu ersten Kinderbüchern vor, die sie sich in der Schülerbücherei ausleihen. Langsamer lernende Kinder benötigen für die Erwerbsprozesse häufig mehr Zeit und verweilen über einen längeren Zeitraum bei den Erstleseheften.

Diese Individualisierung des Leselernprozesses macht langfristig eine sehr gute Ausstattung der Klassen bzw. der Lerngruppen der Schuleingangsphase sowie der Schülerbücherei mit motivierenden und im Leseschwierigkeitsgrad aufsteigenden Kinder- und Sachbüchern notwendig. Mit der finanziellen Unterstützung des Fördervereins arbeiten wir daran, unseren Schulkindern diese Angebote machen zu können. Über Spenden zur weiteren Verbesserung unserer literarischen Ausstattung in den Klassen und unserer Schülerbücherei freuen wir uns sehr.

6. Welche Lesestrategien üben wir mit den Kindern im weiterführenden Leseunterricht?

Ausbau der Lesekompetenz

Hat das Kind die Fertigkeit des Lesens erworben, setzen wir Lesetexte mit höherem Anspruch im Hiblick auf Qualität und Quantität ein, um so die Lesekompetenz weiter zu steigern. Hierbei ist jedoch die konsequente Einbettung des Textes in den situativen Zusammenhang des Unterrichts von großer Wichtigkeit. Nur so kann das Interesse des Kindes am Text und seinem Inhalt bzw. seiner Aussage geweckt werden. Unser Ziel ist es, dass jedes Kind bis zum Ende der Schuleingangsphase (Klasse 2)  die Lesekompetenzstufen I und II  der OECD (PISA/IGLU-Tests) erreicht hat. Diese werden durch das Anbieten konkreter Aufgabenstellungen zu den Lesetexten gefördert:

Hat das Kind die Fertigkeit des Lesens erworben, setzen wir Lesetexte mit höherem Anspruch im Hinblick auf Qualität und Quantität ein, um so die Lesekompetenz zu steigern. Unsere Zielsetzungen für das Ende der Klasse 1/ 2 entsprechen den Lesekompetenzstufen I und II der OECD (nach OECD/ Statistics Canada, 1995). Diese werden durch das Anbieten konkreter Aufgabenstellungen zu den jeweiligen Lesetexten herausgefordert:

 

 

Kompetenzstufe Kompetenz Aufgabentypen
Kompetenzstufe I gesuchte Wörter in einem Text erkennen
  • einzelne Wörter, die dem Text entnommen werden können, werden abgefragen
  • konkrete Namen, Zahlen und Geschehnisse werden abgefragt
  • Hinweiswörter suchen
  • Überflüssige Wörter finden und streichen
  • Bedeutung von Fantasiewörtern ermitteln
  • Erkennen von ähnlichen Wörtern: „Nadeln mit Tomatensoße“
Kompetenzstufe II angegebene Sachverhalte aus einer Textpassage erschließen
  • einfache Sinnzusammenhänge entdecken
  • „Kannst du sagen, was eine Polizistin zu tun hat?“
  • Wie geht es weiter? Was passt zusammen? Zu vorgegebenen Abschnitten Überschriften zuordnen
  • Textbezüge klären
  • Abschnitte untersuchen und finden
  • Fragen an einen Text stellen
  • Texte bewerten

 

 Weitere Maßnahmen zum Erreichen der Lesekompetenzstufen I und II sind:

  • Sätze sinnbetont lesen;
  • Informationen entnehmen und überprüfen/ textbezogene Fragen beantworten;
  • zu Texten Bilder/ Skizzen anfertigen;
  • Meinungen zu einem Text selbst formulieren.

 

 

In den Jahrgangsstufen 3/ 4

Wir orientieren uns an den Kompetenzstufen der OECD und verfolgen das Ziel, die Kinder auf den Kompetenzstufen III und IV zu fördern. Bei einzelnen Kindern muss die Förderung auch schon bei Stufe II ansetzen. Eine wichtige Grundlage sind auch die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten im Teilbereich „Lesen“ (VERA).

 

Lesekompetenzstufen nach IGLU (OECD)

II              angegebene Sachverhalte aus einer Textpassage erschließen

III             Implizit im Text enthaltene Sachverhalte aufgrund des Kontextes erschließen

IV             Mehrere Textpassagen sinnvoll miteinander in Beziehung setzen

 Bausteine zur Förderung der Lesekompetenz (Stufe III und IV)

Damit wir eine Förderung der Lesekompetenz auf den Stufen III und IV erreichen können, setzen wir im Unterricht unterschiedliche Schwerpunkte. Hauptanliegen ist es, den Kindern in den verbleibenden beiden Grundschuljahren eine Strategieorientierung näher zu bringen, die die Strategien „vor“, „während“ und „nach“ dem Lesen beinhaltet. Auf der Stufe III schulen wir die Fähigkeit, die in einem Text enthaltenen Informationen unabhängig von der konkreten sprachlichen Formulierung entnehmen zu können.

Die folgende Übersicht zeigt die strukturierte Abfolge der zu lernenden Strategien mit entsprechenden Übungen zur Einführung und Vertiefung dieser:

 

Lesestrategien

Bereich

Übungen

Vor dem Lesen 

  • Leseerwartungen formulieren;
  • Strategien zur Orientierung in einem Text nutzen

 

 

Vorwissen 

 

 

 

  • zu Schlüsselbegriffen antizipieren
  • Clustererstellung
  • Hinweiswörter suchen
  • Begriffe im Text suchen und unterstreichen
  • aus einem Text Sätze suchen
Antizipieren
  • über den Fortgang einer Geschichte nachdenken
  • einen Text unter einer Fragestellung auswählen
  • zu den Inhalten von Texten nur unter zur  Hilfenahme des Inhaltsverzeichnis antizipieren
  • Fragen an den Text stellen
Überfliegen
  • Schlüsselwörter im Text finden
  • Fragen nur durch überfliegendes Lesen beantworten
  • ein Wort im Wörterwirrwarr markieren
  • Sätze aus Texten herausschreiben
 Während des Lesens 

  • Verstehenshilfen anwenden
  • zentrale Aussagen erfassen, zusammenfassend wiedergeben
  • Aussagen mit Textstellen belegen
  • gezielt Informationen  im Text finden
  • Sach- u. Gebrauchstexte u. diskontinuierliche Texte verstehen

 

 

Text genau lesen
  • Fragen zu einem Text beantworten

 

Unverstandenes klären
  • im Text schwierige Wörter markieren und deren Bedeutung nachschlagen
  • Fantasiewörter erklären
  • Unbekannte Wörter finden und ihre Bedeutung klären
unterstreichen/markieren
  • Begriffe im Text markieren
  • Markierungen anderer Schüler beurteilen
  • Markierungen als Stichwörter nutzen
den Text gliedern/ Überschriften finden
  • passende Überschriften zu Abschnitten zuordnen
  • Überschriften zu Abschnitten finden
  • einen Text in Sinnabschnitte gliedern
  • Abschnitte in die richtige Reihenfolge bringen
Fragen an den Text stellen
  • Quizfragen entwickeln
  • passende Fragen finden
  • Frage-Antwort-Puzzle
  • Fragen an den Text stellen und mit dem Text beantworten
Stichwörter aufschreiben
  • Abschnitt in einem Satz zusammenfassen
  • Stichwortzettel vergleichen
  • Stichwortzettel selber schreiben
  • Stichwörter schreiben und vom Partner
  • zu den richtigen Abschnitten zuordnen lassen

Nach dem Lesen

  •  zentrale Aussage  des Textes  zusammenfassend wiedergeben
  • Aussagen mit Textstellen belegen
Stichwortzettel nutzen
  • anhand der Stichwörter den Inhalt einem anderen mitteilen
  • gemeinsam über die Kernaussagen des Textes sprechen und diskutieren
  • Überprüfen der Vermutungen

Die oben stehenden Lesestrategien sollen von den Kindern am Ende des 3. Schuljahres gekannt und selbstständig durchgeführt werden können. Zu Beginn der Klasse 4 müssen diese noch einmal wiederholt werden. Um die Arbeit am Text, bzw. den Weg hin zum Verstehen eines gegebenen Textes zu verkürzen, werden die bekannten Strategien des Lesens anschließend zu den nachfolgend dargestellten zusammengefasst. Die Darstellung orientiert sich an der 5-Gang- Lesetechnik:

Die 5-Gang- Lesetechnik nach Klippert besteht aus 5 Strategien, die, wenn sie nacheinander angewendet werden und durch wiederholtes Üben dazu beitragen, das Textverständnis erheblich zu verbessern.

Im ersten Gang wird der Text zunächst überflogen (diagonales Lesen). Hierbei soll festgestellt werden, was bekannt erscheint und worum es insgesamt geht. Das Lesen der Überschrift hilft, einen ersten Eindruck über den Inhalt des Textes zu gewinnen.

Im zweiten Gang sollen Fragen an den Text gestellt werden und zwar solche, die der Text explizit beantwortet. Besonders eignen sich dafür W-Fragen.

Im dritten Gang steht das gründliche Lesen im Vordergrund. Daran schließt sich der nächste Gang an, in dem Notizen zum Text gemacht werden sollen.

Zum Schluss sollen die aufgeschriebenen Informationen noch einmal gelesen und laut wiedergegeben werden.

Faltblatt zur Leseförderung herunterladen

 

Literatur:

  • Baumert, J. u.a. (Hrsg.) (2001): PISA 2000. Opladen 
  • Bartnitzky,H.: Lesekompetenz – was ist das und wie fördert man sie?
    In: GSV aktuell (2003), Heft 84, S. 3-10
  • GSV aktuell (2003), Heft 82 
  • GSV aktuell (2003), Heft 83
  • Hecker, H.: Lesekompetenz entwickeln und würdigen. In: GSV (2003), Heft 84, S. 11-14
  • Wedel-Wolff, A.(2004): Üben im Leseunterricht der Grundschule. Braunschweig